Über 60 Jahre alt

Wir sind die Karnevalsgesellschaft "Die Burggeister" Ottenstein von 1948 e.V.

Und als solche pflegen wir das Brauchtum des närrischen Karnevals in unserem Heimatdorf, dem Dörfchen Ottenstein, einem kleinen Stadtteil der Stadt Ahaus. Wir sind beheimatet im westfälischen Münsterland, nahe der holländischen Grenze und liegen in einem gedachten Dreieck zwischen den größeren Städten Münster, Bocholt und dem holländischen Enschede. In der näheren Nachbarschaft liegt die bekannte, und während der Karnevalstage auch vielbesungene Wacholderheide.

Wie Sie unserem Namen entnehmen können, sind wir nun schon über 50 Jahre alt, doch ist auch diese Zahl etwas trügerisch. Denn Karneval wurde auch vor den Kriegsjahren in unserem Dorfe gefeiert. Leider existieren aus diesen Jahren kaum noch Dokumente, vielmehr beruhen das heutige Wissen um diese Jahre auf Erzählungen älterer Mitbürger. So hat man im Jahr 1948 die KG neu gegründet. Diese Geschichte ist aber eine längere und wird auch noch näher auf diesen Seiten beschrieben, doch wollen wir zunächst auch noch auf anderen Dinge eingehen.

Wir wollen hier die Geschichte der KG ein wenig darstellen:

Wann zum ersten Mal in Ottenstein Karneval gefeiert worden ist, lässt sich - wie gesagt - heute nicht mehr feststellen. Aber aus alten Erzählungen und schriftlichen Unterlagen kann man schließen, dass ab der Jahrhundertwende regelmäßig die fünfte Session im Ottensteiner Kalender stand.

Von den Junggesellen des Dorfes wurde an diesen Tagen immer der Schwertertanz aufgeführt. Dieser Schwertertanz, in der hiesigen Region nur in Ottenstein bekannt, stammt wahrscheinlich aus der Zeit der großen Fehden um die Burg Ottenstein.

Um stets vor plötzlichen Angriffen geschützt zu sein, tanzten selbst bei Festlichkeiten die wehrfähigen jungen Männer mit ihren Schwertern. Hieraus entstand der Schwertertanz.Dazu kamen dann später die Ziehharmonika und eine Trommel. Der dazugehörige eiserne Ring von einem Meter Durchmesser sollte die Geschmeidigkeit der Männer prüfen, wobei der Ringmeister durch einen leichten Schlag mit der Pritsche nachhalf.

Wichtig für diesen Tanz waren der Ringmeister, Hansnarr und der Prediger. Je nach Beteiligung ging man in zwei Reihen durch die Straßen. Gab ein Gönner Geld, Wurst oder Alkohol, wurde ihm zu Ehren der Tanz aufgeführt., der unter anderem mit plattdeutschen Reimversen, mit Anekdoten und ironischen Bemerkungen gewürzt endete.

Zur damaligen Zeit lebte die Bevölkerung der "Stadt Ottenstein" hauptsächlich von der Landwirtschaft und dem Flachsanbau. In den Monaten Januar, Februar und März wurde der Hanf von den Frauen und Kindern versponnen und verwebt. Die Jungmänner hatten zeit zum Feiern, aber kein Geld. Eben durch diesen Schwertertanz wurde dieses beschafft, wobei die Eßwaren zum Teil an arme Leute verschenkt oder auch verkauft wurden. (...)
Bedingt durch die beiden Weltkriege wurde auch das Feiern in diesen Zeiten eingeschränkt oder fand in einigen Jahren gar nicht statt.
In Ottenstein fuhren gerade mal 5 Autos, in den Haushalten gab es noch kein fließendes Wasser, ans Fernsehen dachte noch keiner, das Bier kostete 30, der Schnaps 10 Pfennige, doch aus Sparsamkeitsgründen trank man lieber den selbsthergestellten "Balkenbrand". Es ist die Rede von 1948, der Zeit nach der Währungsreform, als in Ottenstein Gedanken laut wurden, die Tradition des Karnevals auf eine neue Art zu beleben. Da trafen sich in der Rasierstube bei "Putze Bernd" (Stange Johann) einige Männer, und zwar Hubert König, Franz Haveresch, Bernhard Schnell, Alfons Beckmann, Johann Temming, Paul Voß und Willi Fischer. Es wurde über Karneval geredet und der Plan ausgeheckt, einen neuen Karnevalsverein ins Leben zu rufen.
Am 11.11.1948 war es dann soweit. In der Gaststätte Püttmann (Kemper) trafen sich die Karnevalisten. In den beginnenden Tagen fand eine erste Versammlung statt. Ein vorläufiger Vorstand sollte eine den demokratischen Anforderungen gerecht werdende neue Satzung erarbeiten. Auf der ersten Versammlung wurde Wilhelm Fischer der erste Präsident der "Karnevalsgesellschaft Ottenstein".

Die Bevölkerung fieberte den Feierlichkeiten, auf die sie so lange hatten verzichten müssen, entgegen. Aus wirtschaftlichen Gründen organisierten die Verantwortlicher zunächst nur einen Büttabend, allerdings ohne Prinzen. Es wurde ein Elferrat gegründet und der erste Büttabend durchgeführt. Im Jahre 1950 wurde der erste Prinz der Öffentlichkeit vorgestellt: Hans I. (Johann Temming)

Nach der ersten Euphorie konnte man aber im Jahre 1951 keinen Prinzen finden, und so wurde das Karnevalsfest ohne Würdenträger gefeiert. Im Jahre 1952 stellte sich dann Hermann Gewers als Prinz zur Verfügung, und das Fest verlief wieder in normalen Bahnen bis zum Jahr 1954, als sich wieder niemand bereit fand, im Elferrat mitzuarbeiten oder sonstige Verantwortung in der KG zu übernehmen. Der Karneval in Ottenstein drohte unterzugehen, sehr zum Leidwesen des Präsidenten Willi Fischer.

Da schlossen sich 1955 junge Mädchen der OTW "Ottensteiner Textilwerke" zu einem weiblichen Elferrat zusammen. Allen voran Mia Temming (heute verh. Herbers), die in diesem Jahr auch alleine als Prinzessin fungierte. Es wurde wieder Karneval gefeiert. Angespornt durch die Inititative der jungen Mädchen, wurden dann im Jahre 1956 die Männer der Feste wieder aktiv. Im Jahr 1960 fand sich allerdings schon wieder kein Prinz und es dauerte bis 1962, als Bernd Schnell sich für das Prinzenamt zur Verfügung stellte, allerdings mit der Auflage, auch eine Prinzessin mit in die Feierlichkeiten einzubeziehen. Als Prinzessin stellte er Fine Hölscher vor. Ottenstein hatte sein erstes Prinzenpaar. Damit war der Durchbruch geschafft und seit dieser Zeit werden die Burggeister jedes Jahr von einem neuen Prinzenpaar regiert.
Es wurden Büttabende durchgeführt, die in den Anfangsjahren von der KG "Die Aaseenixen" aus Münster hilfreich unterstützt wurden. Aber nach und nach kamen immer mehr Akteure aus den eigenen Reihen hinzu, sodaß man nach relativ kurzer Zeit die KG Ottenstein ihre Büttabende mit eigenen Leuten durchführen konnte. Lediglich Büttredner von den befreundeten Nachbarvereinen Stadtlohn, Gescher und Wüllen lockern auch heute noch das Programm der Abende auf.
Im Jahr 1976 musste die KG Ottenstein, die sich mittlerweile in die Karnevalsgesellschaft "Die Burggeister" Ottenstein 1948 e. V. umbenannt hatte, dann mit dem Tod von Willi Fischer einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Auf der Generalversammlung dieses Jahres wurde dann Bernhard Schnell zum neuen Präsidenten gewählt, was wiederum ein großer Glücksfall für die KG war, denn Schnell leitete die Gesellschaft dann bis zum Jubiläumsjahr und übergab erst im Jahr 1999 das Amt an seinen Nachfolger Manfred König, der seitdem erster Narr im Orte ist.

Mittlerweile werden in Ottenstein nicht nur Büttabende gefeiert, sondern hat sich das Karnevalsfest zu einer wahrhaften Session ausgedehnt. Beginnend mit der Prinzenwahl und dem Filmabend am 11. im Elften eines jeden Jahres wird nun in einer bis zu dreieinhalbmonatigen Dauer die Prinzenproklamation, zwei Galabüttabende, ein Kostümball, ein großer Kinderbüttnachmittag, das Altweiberfest, die Schlüsselübergabe, ein gigantischer Rosenmontagszug (ca. 90 Zugnummern jeder Jahr) und auch der Kehraus am Rosendienstag mit großer Beteiligung der Dorfbevölkerung gefeiert.

Das Karnevalsfest ist in Ottenstein zu einem von der Dorfbevölkerung getragenen Kulturakt und zu einer Tradition geworden, die aus dem Orte nicht mehr wegzudenken ist. Zu Ottenstein gehört der Karneval ebenso wie die Wurzel und so gehört der Ottensteiner Karneval auch zum Gesicht der Stadt Ahaus. Wie sagte es ein Vertreter der Stadt vor einigen Jahren im Rahmen eines Büttabend mal so treffend: "Das Wurzelgemüse macht die Ahauser Kost erst deftig."