Ursprung des Ottensteiner Karnevals

Wann zum ersten Mal in Ottenstein Karneval gefeiert worden ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Aber aus alten Erzählungen und schriftlichen Unterlagen kann man schließen, dass ab der Jahrhundertwende regelmäßig die fünfte Session im Ottensteiner Kalender stand. Grundsätzlich wurde der Karneval wurde bereits vor den Kriegsjahren in unserem Dorf gefeiert. Leider existieren aus diesen Jahren kaum noch Dokumente, vielmehr beruhen das heutige Wissen um diese Jahre auf Erzählungen älterer Mitbürger. So hat man im Jahr 1948 die Karnevalsgesellschaft neu gegründet. 

Rückblick ins Jahr 1948

Von den Junggesellen des Dorfes wurde an den heutigen Karnevalstagen immer ein Schwertertanz aufgeführt. Dieser Schwertertanz, in der hiesigen Region nur in Ottenstein bekannt, stammt wahrscheinlich aus der Zeit der großen Fehden um die Burg Ottenstein. Durch den Schwertertanz wurde vor allem Geld zum Feiern beschafft. 

Mit der Zeit wurde in Ottenstein Gedanken laut, die Tradition des Karnevals auf eine neue Art zu beleben. So trafen sich Hubert König, Franz Haveresch, Bernhard Schnell, Alfons Beckmann, Johann Temming, Paul Voß und Willi Fischer in der Rasierstube bei „Putze Bernd“ (Stange Johann). Es wurde über Karneval geredet und der Plan ausgeheckt, einen neuen Karnevalsverein ins Leben zu rufen. Am 11.11.1948 war es dann soweit. In der Gaststätte Püttmann (Kemper) trafen sich die Karnevalisten. In diesen Tagen fand eine erste Versammlung statt. Ein vorläufiger Vorstand sollte eine neue Satzung erarbeiten. Auf der ersten Versammlung wurde Wilhelm Fischer der erste Präsident der „Karnevalsgesellschaft Ottenstein“.

Die Bevölkerung fieberte den Feierlichkeiten, auf die sie so lange hatten verzichten müssen, entgegen. Aus wirtschaftlichen Gründen organisierten die Verantwortlicher zunächst nur einen Büttabend, allerdings ohne Prinzen. Es wurde ein Elferrat gegründet und der erste Büttabend durchgeführt. Im Jahre 1950 wurde der erste Prinz der Öffentlichkeit vorgestellt: Hans I. (Johann Temming)

Holpriger Start und Rettung durch die Ottensteiner Frauen

Nach der ersten Euphorie konnte man aber im Jahre 1951 keinen Prinzen finden, und so wurde das Karnevalsfest ohne Würdenträger gefeiert. Im Jahre 1952 stellte sich dann Hermann Gewers als Prinz zur Verfügung, und das Fest verlief wieder in normalen Bahnen bis zum Jahr 1954, als sich wieder niemand bereit fand, im Elferrat mitzuarbeiten oder sonstige Verantwortung in der KG zu übernehmen. Der Karneval in Ottenstein drohte unterzugehen, sehr zum Leidwesen des Präsidenten Willi Fischer.

1955 schlossen sich junge Mädchen der OTW (Ottensteiner Textilwerke) zu einem weiblichen Elferrat zusammen. Allen voran Mia Herbers, geb. Temming, die in diesem Jahr auch alleine als Prinzessin fungierte. Es wurde wieder Karneval gefeiert. Angespornt durch die Initiative der jungen Mädchen, wurden dann im Jahre 1956 die Männer der Feste wieder aktiv. 

Das erste Prinzenpaar

Im Jahr 1960 fand sich allerdings schon wieder kein Prinz und es dauerte bis 1962, als Bernd Schnell sich für das Prinzenamt zur Verfügung stellte, allerdings mit der Auflage, auch eine Prinzessin mit in die Feierlichkeiten einzubeziehen. Als Prinzessin stellte er Fine Hölscher vor. Ottenstein hatte sein erstes Prinzenpaar. Damit war der Durchbruch geschafft und seit dieser Zeit werden die Burggeister jedes Jahr von einem neuen Prinzenpaar regiert. Es wurden Büttabende durchgeführt, die in den Anfangsjahren von der KG „Die Aaseenixen“ aus Münster hilfreich unterstützt wurden. Aber nach und nach kamen immer mehr Akteure aus den eigenen Reihen hinzu, sodass man nach relativ kurzer Zeit die Büttabende mit eigenen Leuten durchführen konnte. Lediglich auf Büttredner der befreundeten Nachbarvereinen Stadtlohn, Gescher und Wüllen griff man zurück. 

Karneval heute

Mit der Prinzenwahl (Karneval meets Comedy), der Prinzenproklamation, zwei Galabüttabenden, einem großen Kinderbüttnachmittag, Altweiber, Schlüsselübergabe, einem gigantischen Rosenmontagszug (ca. 90 Zugnummern jeder Jahr) und dem Kehraus am Rosendienstag werden in Ottenstein nicht mehr nur Büttabende gefeiert, sondern eine wahrhafte Session. Das Karnevalsfest ist in Ottenstein zu einem von der Dorfbevölkerung getragenen Kulturakt und zu einer Tradition geworden, die aus dem Orte nicht mehr wegzudenken ist. Zu Ottenstein gehört der Karneval ebenso wie die Wurzel und so gehört der Ottensteiner Karneval auch zum Gesicht der Stadt Ahaus. Wie sagte es ein Vertreter der Stadt vor einigen Jahren im Rahmen eines Büttabend mal so treffend: „Das Wurzelgemüse macht die Ahauser Kost erst deftig.“